Aus der Presse

Bitte nicht gleich in die Luft gehen

Bitte nicht gleich in die Luft gehen

Für Unternehmen, die ihr Travel Management bereits sehr professionell betreiben, sind große Sparsprünge beim Flugpreis oft nicht mehr drin. Hinzu kommt: Die Konzentration in der Luftfahrt nimmt zu. Kleinere und mittlere Fluggesellschaften landen zunehmend in der Insolvenz, werden von größeren Wettbewerbern geschluckt oder bilden mit diesen ein Joint Venture. Dadurch "reduzieren sich natürlich auch die Verhandlungsoptionen", ...

Wer sein Flugprogramm optimieren will, sollte aber in jedem Fall die folgenden Punkte berücksichtigen.

1. Frühzeitig buchen

So simpel wie es klingt, so effektiv ist es: Wer seine Flüge sofort bucht, wenn er seine Termine kennt, der spart am meisten. "Die tagesaktuellen Preise sind bei rechtzeitiger Buchung oft sehr gut", sagt Benjamin Park, Travel Manager von PAREXEL, Forschungsinstitut für klinische Studien. "Die zusätzliche Freiheit, hier je nach Angebot zwischen verschiedenen Airlines wählen zu können, ist oft besser als ein sehr geringer Rabatt bei einem einzelnen Vertragspartner." Vor allem, wenn es auf der Strecke Wettbewerb gibt, sind Discounts oft nur schmal, und die Marktpreise regeln sich von allein.

Bei einer Studie der Unternehmensberatung Feisel Consulting kam vor einigen Jahren heraus: Liegt der Buchungszeitpunkt des Tickets mindestens zwölf Tage vor dem Start, kann das Travel Management die höchsten Einsparungen im Reiseetat erzielen. Innerdeutsch und europäisch wird die Höhe des Preises maßgeblich durch den Buchungszeitpunkt beeinflusst. Der Wegfall von Air Berlin hat indes auf einigen Routen zu Angebotsverknappungen geführt, was sich durch neue Konkurrenten wie Easyjet teilweise wieder ausgleichen könnte.

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2. Raten verhandeln

Für Unternehmen, die viel Langstrecke fliegen, die Business Class nutzen oder auf wettbewerbsarmen Strecken unterwegs sind, rentiert es sich nach wie vor, spezielle Firmenraten mit den ausgewählten Fluggesellschaften zu vereinbaren. Denn zum einen bieten die Fluggesellschaften für die Business Class nur selten günstige Tagespreise. Zum anderen kann eine verhandelte Rate abfedern - dann, "wenn die Firma sehr kurzfristig bucht und die Firmenrate immer noch besser ist als der Vollzahlertarif", sagt Liane Feisel von Feisel Consulting. "Zudem sind die Bedingungen zur Umbuchung und Stornierung bei Firmenraten oft wesentlich besser als bei den öffentlichen Preisen",...

3. Förderprogramme nutzen

Sabine Gehrke, Travel Managerin eines Autozulieferers, spart mit der Teilnahme an Firmenförderprogrammen einen Teil ihrer Flugkosten ein. Anders als bei vielen Großunternehmen gibt es bei ihr keine Rennstrecken, für die es sich lohnen würde, Firmenraten auszuhandeln. Das Prinzip der Firmenförderung entspricht bei den meisten Fluggesellschaften ungefähr dem der privaten Meilenprogramme...

4. Problem Meilenprogramme

Ein Problem stellen nach wie vor die privaten Meilenprogramme wie Miles & More dar. Rein rechtlich stehen die dienstlich gesammelten Punkte zwar dem Unternehmen zu und nicht dem Mitarbeiter. Um Verwaltungsaufwand zu sparen, verzichten viele Firmen aber auf die Meilen. Da die meisten Airlines die Punkte inzwischen jedoch nach den Ticketpreisen statt nach den geflogenen Meilen vergeben, "könnte dies Reisende dazu verleiten, mit der Buchung zu warten, bis die günstigen Tarife weg sind",...

5. Interne Potenziale heben

Firmenintern liegt das größte Sparpotenzial in einer besseren Steuerung der Reisenden...

6. Hilfreiche Systeme nutzen

Mit technischen Systemen lassen sich sowohl via Reisebüro als auch via Online-Buchungssoftware die Flugpreise optimieren. "Eine automatische Preisabfrage vor der Ticketausstellung hilft beispielsweise zu prüfen, ob kurzfristig günstigere Buchungsklassen frei geworden sind", erklärt Beraterin Liane Feisel. " Und so genannte Global-Fare-Tools checken, ob für dieselbe Strecke in einem anderen Land oder an einem anderen Standort ein günstigerer Tarif angeboten wird als in Deutschland." Als weitere wirksame Stellschrauben nennt Feisel "Full Content" (also das komplette Tarif-Angebot im System) sowie kundenspezifische Best-Buy-Einstellungen.

7. Mit Reisebüros kooperieren

Einfache innerdeutsche und Europa-Flüge lassen sich heute schnell online buchen: am simpelsten über eine Software (OBE) des Reisebüropartners. Letzterer macht sich dennoch auch bei "menschlichen" Buchungen bezahlt. Erstens holen Reisebüro-Mitarbeiter bei komplexen Verbindungen wie Gabelflügen sowie Fernstrecken meist bessere Preise heraus als der Computer, und zweitens "sind Reisebüros gerade in Krisensituationen wie Streiks ein wertvoller Helfer",...

Liane Feisel empfiehlt darüber hinaus, bei sehr teuren Strecken oder anstehenden größeren Projekten auch direkt bei den Fluggesellschaften nach einem Preisnachlass zu fragen: "Wer nicht fragt, der nicht gewinnt."

8. Neue Ideen umsetzen

Für diese Idee erhielt Jürgen Loschelder, Travel Manager von Thyssenkrupp, 2017 den Business Travel Award des TIC: Loschelder bündelt Passagierflugscheine mit Frachtvolumen auf bestimmte Fluggesellschaften. Diese bieten im Gegenzug attraktive Firmenraten.

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9. Herausforderung NDC

Es gehört zu den kontroversen Themen: Durch Direct Connect (die direkte Buchung bei der Airline) und das neue Vertriebssystem NDC wollen die Fluggesellschaften die klassischen Reservierungssysteme wie Amadeus umgehen. Nutzen Firmen Direct, sparen sie Die GDS-Gebühr der Fluggesellschaften, haben Zugriff auch auf Billigtarife ("Full Content") und können mit den Fluggesellschaften firmenindividuelle Pakete aushandeln. Nachteil: Derart spezielle Tarife sind nicht mehr miteinander vergleichbar, da sie sich inhaltlich unterscheiden, der Flugeinkauf wird also intransparent. Zudem sind die Prozesse, Direct-Connect-Preise den Kunden verfügbar zu machen, für die Reisebüros und Online-Anbieter derzeit noch extrem zeit- und kostenaufwändig.

In: BizTravel Nr. 1, Februar/März 2018

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