Aus der Presse
Alle drei Parteien profitieren
von Tim
Alle drei Parteien profitieren
Wie beurteilen Sie das Thema Bleisure, also die Kombination von Geschäfts- und Privatreisen? Sehen Sie darin einen tatsächlichen Trend, oder handelt es sich eher um einen Hype?
In meinen Augen ist das ein echter Trend. Das belegen ja auch die aktuellen Studien verschiedener Geschäftsreiseanbieter. Ganz so neu, wie das Thema manchen derzeit erscheint, ist Bleisure allerdings gar nicht. Denn die Verbindung einer Geschäftsreise mit privaten Aktivitäten hat es schon immer gegeben.
Warum hat es sich dann nicht längst durchgesetzt?
Zum einen war Bleisure bei Arbeitgebern nicht gern gesehen, und zum anderen gestaltete es sich auch aus rechtlichen Gründen eher kompliziert. Vor dem Hintergrund von Entwicklungen wie Work-Life-Balance und Traveler Centricity sowie eines Mentalitätswandels in Bezug auf das Reisen rückt das Thema jetzt erst in den Vordergrund. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. In Zeiten knapper personeller Ressourcen dreht sich vieles darum, neue Mitarbeiter zu gewinnen beziehungsweise bestehende Beschäftigte verstärkt an sich zu binden. Und je mehr Freiheit und Flexibilität ich als Unternehmen biete, desto attraktiver werde ich als Arbeitgeber. Dabei denke ich vor allem an die Angehörigen der jüngeren Generation, die großen Wert auf Freiheit und Flexibilität legen.
Gibt es eine bestimmte Gruppe an Geschäftsreisenden, für die Bleisure besonders interessant sein könnte, und solche, für die es gar nicht taugt?
Ich denke, dass bei echten Vielreisenden das Thema Bleisure eine eher untergeordnete Rolle spielt. Denn wer viel und ständig beruflich unterwegs ist, für den ist es letztlich doch am wichtigsten, möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen. Wer hingegen beispielsweise nur einmal im Monat geschäftlich verreist, für den könnte es sicherlich attraktiv sein, diese Dienstfahrt noch um ein privates Wochenende zu verlängern.
Wie sollten Travel Manager mit der Thematik umgehen?
Ich würde sagen: offen. Wenn man sie denn offen damit umgehen lässt. Das soll heißen, es liegt immer auch an der Firmenphilosophie, ob man sich dieses Themas annimmt und wenn ja, wie man dann damit umgeht.
Angesichts sinkender Margen in der klassischen Geschäftsreise sind die Reisebüroketten auf der Suche nach neuen Betätigungsmöglichkeiten. Könnte auch Bleisure ein solches neues Geschäftsfeld sein?
Absolut. Das Gute an Bleisure ist in meinen Augen, dass alle Beteiligten der Branche davon profitieren können. Also sowohl der Geschäftsreisende selbst als auch der Arbeitgeber und die Anbieter. Klar, der Reisende gewinnt natürlich, weil er seinen Wunsch verwirklichen kann, die Geschäftsreise mit einigen privaten Tagen zu verbinden. Die Geschäftsreisebüros wiederum profitieren, weil sie neue Pakete schnüren können, die Berufliches wie Privates enthalten. Und schließlich hat auch der Arbeitgeber etwas davon, weil er im Idealfall dank Bleisure die Reisekosten sogar senken kann.
Günstigere Reisekosten dank Bleisure? Wie ist das erreichbar?
Bei der Verlängerung einer Geschäftsreise über das Wochenende können beispielsweise die Flugpreise spürbar günstiger ausfallen als an einem Werktag, also etwa an dem gewöhnlich sehr stark nachgefragten Freitagnachmittag.
Das wiederum könnten die Geschäftsreisebüros recherchieren...
Na klar. Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass die Analysen zum Reiseverhalten und zu Bleisure von den großen Reisebüroketten stammen. Und die neuen Technologien bieten den Ketten sicherlich die Möglichkeit, zielgerichtet anzubieten oder sogar mit attraktiven Angeboten Bedarf zu wecken.
In: BizTravel Nr. 6, September/Oktober 2018