Aus der Presse
Die Macht der Daten. Wie Big Data das Travel Management verändert.
Big Data ist ein großes Wort. Für viele, die es benutzen, vielleicht noch ein wenig zu groß. Gelebt wird es bislang vor allem von Webgiganten wie Google, Facebook oder Amazon. Doch künftig wird die immer bessere Analyse immer größerer Datenmengen aus immer mehr Quellen so ziemlich überall Einzug halten – auch im Travel Management.
Der vielsagende Titel eines neuen Projektes von British Airways lautet "Know Me": Die Airline ist gerade dabei, alle möglichen Informationen über ihre zig Millionen Kunden zu verknüpfen und zu analysieren, etwa aus dem Vielfliegerprogramm, den Check-in-Systemen, von der Website und aus weiteren Quellen. Auf diese Weise wolle man die Kunden "besser kennen lernen", heißt es, um sie individueller betreuen zu können. Erstes Ergebnis: Seit vergangenem Jahr finden die Flugbegleiter auf ihren iPads Informationen über die Passagiere des jeweiligen Fluges. In der Reisebranche mag British Airways mit einer solchen – von Datenschützern kritisch begleiteten – Big-Data-Anwendung zu den Vorreitern gehören. Doch die immer bessere Auswertung großer Datenmengen hält auch Einzug in alle anderen Lebensbereiche. In Stockholm etwa werden 250.000 GPS-Signale pro Sekunde analysiert – von Videokameras, Sensoren, Stau-, Unfall- oder Wettermeldern -, um damit das städtische Verkehrsmanagement zu optimieren. Der Versandhändler Otto plant seine Lagerbestände mit einer Analyse-Software, die anhand von Werbeintensität oder "Katalogausstoßmenge" vorhersagt, wie oft ein bestimmter Artikel in einem bestimmten Zeitraum bestellt werden wird.
...
TRAVEL MANAGER SIND NOCH SKEPTISCH
...
Ähnlich sieht es Liane Feisel. Big Data habe Potenzial, die Zukunft des Reisens nachhaltig zu verändern, glaubt die Travel-Management-Beraterin. Nützen werde dies vor allem Leistungsträgern und Reisenden. Denn aus Feisels Sicht werden die Anbieter mittels Big Data ihre Endkunden besser an sich binden und gleichzeitig ihr Revenue-Management optimieren können. Die Reisenden indes profitierten von besserer Unterstützung bei der Reiseplanung und maßgeschneiderten Angeboten. Feisels Credo: "Das Travel Management wird die Vorteile dieser Entwicklung für sich nutzen müssen, ohne dabei die Steuerung aus der Hand zu geben." Chancen sieht sie etwa darin, Verhaltensmuster von Reisenden zu antizipieren oder Preisveränderungen vorherzusagen, so wie es beispielsweise die Suchmaschine Kayak bereits tut.
...
POTENZIALE VON "SMALL DATA" HEBEN
Für Liane Feisel fällt dies allerdings noch – "etwas provokant gesagt" – unter "Small Data". Denn hier gehe es darum, mit den vorhandenen Firmendaten "zu jonglieren" und die nötige Transparenz zu schaffen. Echte Big-Data-Anwendungen, also das Anzapfen neuer, sprudelnder Datenquellen, spielten bei ihren Beratungsprojekten bislang keine Rolle.
...
Nicht zuletzt steht da allerdings der Datenschutz vor. "Es gibt Grenzen und rechtliche Regelungen", sagt Feisel, "die man kennen sollte." Welche Daten man auswerte, sei daher stets abzuwägen, auch in Absprache mit dem Betriebsrat. Der Mehrwert für den Reisenden jedenfalls müsse dabei stets deutlich werden.