Aus der Presse
Reisen ist Chefsache
von Tim
Beide sind um die 50, aber sie kommen aus verschiedenen Welten. Im grauen Zwirn der eine, in Jeans und Lederjacke der andere: der Geschäftsführer eines baden-württembergischen Anlagenbauers und der Ingenieur eines hessischen Unternehmens der gleichen Branche.
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Dass beide in der Business-Class-Kabine des Lufthansa-Flugs LH 720 von Frankfurt nach Peking in den nächsten Stunden nebeneinander sitzen, ist dennoch nicht selbstverständlich. Wem auf Dienstreisen wieviel Komfort zusteht, ist in deutschen Unternehmen häufig immer noch hierarchieabhängig. Nur die höheren Ränge dürfen die teuren Plätze vorn im Flieger belegen, für alle anderen gilt das Gesetz der Kostenbremse - Hauptsache, das Ticket war billig, Komfort ist Nebensache.
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Mittlerweile geht es der deutschen Wirtschaft wieder gut, den Geschäftsreisenden wird mehr Komfort zugestanden: "Wo die Auftragsbücher voll sind, werden die Richtlinien gelockert", sagt Liane Feisel vom Travel-Management-Beratungsunternehmen Feisel Consulting. Innerdeutsch und auf Europaflügen bleibt die Economy-Klasse zwar Standard, auf Langstrecken spendieren viele Firmen ihren Vielfliegern aber wieder die Business-Class. Meistens gibt es das Upgrade erst bei Flügen von mehr als vier, teilweise auch sechs oder sieben Stunden, wie beim Paderborner Autozulieferer Hella.
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KEINE KONTROLLFREAKS
..."Die Reiserichtlinie muss zur Firmenphilosophie passen", fordert Beraterin Feisel. In Softwarefirmen oder bei Modeherstellern, in denen Turnschuhe, Jeans und T-Shirt üblich sind und wo junge Chefs und ihre gleichaltrigen Mitarbeiter sich duzen, wird auch mehr Reisefreiheit verlangt.
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Das Plus an Komfort muss nicht unbedingt mehr kosten - das Reisemanagement muss nur andere Schwerpunkte setzen. Wie das geht, zeigt der Anlagenbauer Dürr. Rund 4.500 der weltweit 7.500 Beschäftigten sind Vielreisende. Der mit Abstand größte Teil des gut 45 Millionen hohen Reisebudgets entfällt auf die Flugkosten.
Grundsätzlich ist für allen Reisenden die Economy vorgeschrieben, aber es gibt Ausnahmen. Dürr-Dienstreisende, die zum Beispiel sofort nach der Ankunft beim Kunden vorsprechen müssen, haben Anrecht auf ein Business-Class-Ticket.
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Darüber hinaus dürfen die Mitarbeiter in die von rund 30 Fluglinien (ab November auch von Lufthansa) angebotene Premium Economy umsteigen, in der sie mehr Platz und besseren Service bekommen.
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